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Alles roger in Kambodscha!

Noch so ein Land bei dem es mir schwer fällt einige passende Worte zur Umschreibung meiner Erlebnisse zu finden - diesmal allerdings wohlbegründet, denn im Gegensatz zu Laos, wo die Worte im Laufe der Schreiberei wie von selbst hochsprudelten hat die biologische Festplatte für die Sektion "Kambodscha" verdammt viel freien Speicherplatz. Ein Zeichen dafür, dass nicht viel 'drauf kam. Aber irgendwie habe ich das erwartet und wurde erstmals seit langem in meinen Erwartungen weder enttäuscht noch überschwänglich überrascht :)

Kambodscha war im Prinzip das, was ich vor Augen hatte, als ich mir die Karte dazu angesehen und festgestellt habe, dass ich bis auf zwei Orte, wovon einer zu weit abseits der Route lag nichts interessantes vorfinden würde: Transitzone auf dem Weg nach Thailand. Was soll ich also erzählen?

Die Einreise könnte in ihrer Banalität nur von Grenzübertritten inmitten des Schengenraums übertroffen werden. Vietnam verabschiedete mich in Windeseile und Kambodscha begrüßte ebenso flott. Alles einfach und schnell.

Der erste Unterschied: es scheint staubiger zu sein. Immer wieder verwundert es mich, wie sehr sich Landschaften innerhalb von Hundert Metern ändern können, nur weil da etwas unnatürliches wie eine politische Grenze durchgezogen wurde. Als würden die Vietnamesen bis an die Grenze ihren Boden für die Reislandwirtschaft tränken und die Khmer juckt sowas überhaupt nicht. Naja.

Als zweites fiel auf, dass ich wieder in einem Land mit einer eigenständigen Schrift war. Khmer hat Schriftzeichen, die von unseren lateinischen Lettern abweichen, genau wie Lao.

Von der Grenze aus ging es schnurstracks in Richtung der Hauptstadt Phnom Penh.

Wenn ich Kambodscha (eigentlich fast ganz Südostasien bis hierher) mit einem Foto beschreiben sollte - natürlich nur Streckenverlauf - dann würde dieses hier nahezu alles sagen:

Die meiste Zeit rollt man durch verstreute Zivilisation...

...bis man in das totale Chaos kracht. :)

Typisch Großstadt hat Phnom Penh nichts für mich zu bieten - es gibt ein Nationalmuseum in welches ich mehr hineingeraten bin als bewusst als Besucher aufzutreten und den üblichen Tempelkram im südostasiatischen Stil, welchem ich nicht allzuviel abgewinnen kann. Klar, dass soein Ort dann nur Schlafplatz für eine Nacht ist, bevor es wieder weiter geht...durch die gleichen Landschaften wie oben abgebildet. Tagelang änderte sich praktisch nichts; jeden Tag auf's Neue der Kampf gegen Hitze und Luftfeuchtigkeit mit den Erinnerungen an den Nierenstein im Hinterkopf: "Nicht vergessen: du brauchst nicht nur genug Wasser zum Schwitzen, du brauchst auch genug für Canale Grande!"

Aber Kambodscha als Ganzes wäre nicht jedes Jahr ein bisschen mehr im Fokus der Touristen, wenn es da nicht etwas besonderes gäbe.

Etwas so richtig besonderes.

Etwas großes.

Einmaliges.

Etwas so beeindruckendes, dass das Land sich dermaßen damit identifiziert, dass es auf der Nationalflagge thematisch dominiert: Angkor Wat.

Sogar ein paar ehemalige Arbeitskollegen habe ich getroffen! :)

...streitlustig wie immer.

Zu gerne würde ich hier nun Sätze wie "Allgegenwärtig spührt man die Energie dieser uralten Anbetungsstätte, dass man permanent Gänsehaut hat" platzieren. Doch die einzigen Gründe für Gänsehaut sind die üblichen Armeen der Selfiestick- und Regenschirmsoldaten aus China.

Falls sich allerdings jemand wundert, dass auch auf dem Bildern mit Freilauffläche kaum Menschen zu sehen sind: Geduld.

Tipps für jeden, der sich Angkor Wat selbst mal ansehen will:

- wenn du nicht so cool bist, dass du mit deinem eigenen Fahrrad bis dort hin kamst, leih' dir eins! Man kann dort weiträumig mit dem Rad die teilweise kilometerweit auseinanderliegenden Stätten erreichen.

- sei früh dort! Die chinesischen Truppentransporter kommen so zwischen 8 und 9 Uhr morgens.

- kauf dir kein 3-Tage-Ticket! Wenn man sich früh morgens aufrafft kann man locker alles an einem Tag besichtigen. Nötig ist dies nicht, da sich alles irgendwie widerholt. Es gibt Tickets für 1, 3 oder 7 Tage. Sinn machen die aber wirklich nur, wenn man sich den Besuch auf sehr kleine Happen aufteilen und mehrfach zurückkommen möchte. Ein einzelner Tag mit einer Spur sportlicher Ambition reicht vollkommen aus.

Kurios: manche Stätten innerhalb Angkor Wats haben strikte Kleidungsvorschriften. Dazu gehört, dass die Knie bedeckt sein müssen. Das Kuriose dabei ist, dass diese Stätten nur über dermaßen steile Treppen zu erreichen sind, dass die meisten (vor allem Damen) ihre Beinlinge über die Knie reffen müssen, damit der Stoff nicht zerrissen wird - wobei sich die Prachtkerle, welche unten stehen und Kleidungskontrolle durchführen den einen oder anderen Blick nach oben Richtung hübscher Damen mit gerefftem Kleidchen gönnen.

 

Jaja...Religion ist Auslegungssache, nech? :)

Gleich nebenan von Angkor Wat liegt Siem Reap. Eine Großstadt, die es augenscheinlich nur wegen der riesigen Tempelanlage gibt. Entgegen meiner Erwartungen stellte sich Siem Reap als durchaus ansprechend heraus, es gibt dort schöne Grünanlagen und die Stadt ist nicht so chaotisch wie...naja, fast der ganze Rest Südostasiens.

Siem Reap eröffnete zudem noch weitere Möglichkeiten, die ich mir extra bis dahin aufgehoben hatte.

Sauereien!

Nein, kein khmer Kamasutra, sondern kulinarische Küche! Schon in China hätte ich gern seehhhr außergewöhnliches probiert, habe es aber aus Autentitätsgründen auf Kambodscha, dem Land in dem das gewissermaßen Spezialität ist, verschoben. In Siem Reap war es dann endlich soweit mich ein wenig auszutoben :)

Schlange, Vogelspinne und Skorpion :) Nicht unbedingt lecker, aber eine Erfahrung wert!

Die Schlange wäre in groß deutlich besser, denn so klein und frittiert war sie leider wie eine trockene Nudel. Die Spinnen könnten ruhig der Behaarung entledigt werden bevor man sie frittiert...am Skorpion gab es nix auszusetzen, der wird in Sojasauce mariniert :)

Und was wäre mein Besuch in Siem Reap gewesen, hätte ich mich nicht vorher schon tagelang auf meine Radreisementoren gefreut?!

In Luang Prabang, Laos, sahen wir uns nachdem wir uns in Zentralasien eigenwillig "umschwirrt" aber nie getroffen haben zum ersten Mal - Runde zwei stand an und diesmal sogar mit Fotobeweis!

Guido und Rita sind ein schweizer Ehepaar und ebenfalls auf Fahrrädern in der Welt unterwegs. Mit viieel Glück führt uns die Zeit noch ein drittes Mal zusammen, bevor die Wege sich auf lange Sicht in komplett unterschiedliche Richtungen verteilen - ich hoffe einfach mal das Beste :)

Nachdem ich mit dem Wiedersehen mit den beiden, Angkor Wat und ungewöhnlicher Kost alles aus Kambodscha herausgeholt habe, was ich wollte stand der Weiterreise nichts mehr im Wege. Stur westlich über Sisophon Richtung Thailand.

Noch ein Tipp für Kambodscha:

Aufpassen, wo man hintritt, wenn man im Gebäude barfuß ist oder draußen nur Flipflops trägt.

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