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Aller Anfang ist schwer, so sagt man. So war es nicht unbedingt verwunderlich, dass mein erster Flug mit Rad als Gepäck eine gewisse Nervosität mit sich brachte, als ich am Morgen nach dem abendlichen Abschied von meinen Eltern mein Rad in deutlich mehr und deutlich kleinere Einzelteile zerlegen musste, um es in die blöde Kartonbox zu bekommen. Diese war leider notwendig, um das Rad als Gepäck aufgeben zu können.

Nicht nur wie in den Statuten gefordert die Luft aus den Reifen, Pedale ab und Lenker gerade, nein, weil die Box zu klein war beide Räder ab und dazu noch der fordere Gepäckträger sowie die Schutzbleche. Ätzend!

Wenigstens meine vielen kleinen Gepäckstücke hielten zu mir: jedes Stück konnte problemlos einzeln eingecheckt werden.

Die nächsten Stunden waren natürlich so spannend wie Flughäfen es halt zulassen, also kürze ich das als "Ich bin halt geflogen" ab. Nach Kuala Lumpur. Dort war Aufenthalt, um auf den Weiterflug auf die Philippinen zu warten - süße 13 Stunden über Nacht. Wie dutzende andere versuchte ich, mir diese Nacht schlafend um die Ohren zu schlagen. Gleich nach Ankunft im Hostel auf der Insel Cebu bereute ich zumindest die Platzwahl. Der verdammte Teppich des Flughafens ist massiv mit Bettwanzen verseucht!

Jene Mistviecher zerbissen mir während des Schlafs die Haut wo immer sie ran kamen. Tagelanges Jucken war also einer meiner ersten Dauerbegleiter auf den Inseln.

Cebu. Eine der wichtigsten Inseln des Inselreichs und wohl die wichtigste in der Inselgruppe der "Visayas". Zu der Stadt Cebu gibt es nicht viel zu sagen, es ist halt...Stadt. Erster Eindruck: leider keine Stadt aus Bambushütten mit Strohdächern und Palmenwedeln sondern klassisch südostasiatisch. Im ersten Moment wusste ich nicht so recht, wieso ich eigentlich den Flug auf mich genommen hatte, doch was ist schon der erste Eindruck? :)

Das Hostel (Bugoy Bikers) ist mehr oder weniger speziell auf Radler ausgerichtet und veranstaltet selbst öfters Radtouren über mehrere Inseln hinweg. Entsprechend froh und dankbar war ich über die professionelle Hilfe beim Wiederaufbau meines Widders, welcher den Flug unbeschadet überstanden hatte, mir allerdings Schwierigkeiten bereitete ihn neu zusammenzusetzen. Einige Schrauben waren schlicht "durch" und mein Werkzeug schockierenderweise auch - so viel zur Qualität aus Deutschland.

Meine Tage in diesem Hostel standen noch aus einem weiteren Grund unter einem guten Stern: Tobias, der "Radelman", ebenfalls ein deutscher Weltumradler erschien eines Tages und gesellte sich mit seinen Geschichten dazu. Während wir also einen Taifun aussaßen, bevor es an die Erkundung des Inselreichs gehen konnte, erzählte er bereits von seiner längeren Zeit vor Ort. Dazu gehörten vor allem die Berichte von der Insel Bohol, gleich nebenan wenn man so will. Da ich länger als er im Hostel blieb markierte ich die angepriesenen Orte auf der Karte und folgte später seinen Spuren zurück zu den Orten, die er nur verließ, um ein Paket abzuholen.

Die Reise begann also mit einer Abfahrt durch die Stadt Cebu an den Hafen um nach Bohol überzusetzen.

Kein großes Problem, nur das totale Chaos. Fest zugewiesene Plätze werden anderen Leuten vergeben und obwohl ich nur für einen Platz an Deck im frischen Wind gezahlt hatte durfte (musste) ich unter Deck geschützt und in relativer Ruhe die Ankunft abwarten. Tagbilaran, die größte Stadt auf der Insel war nach viel zu später Ankunft das erste Ziel zur Übernachtung, gleich dort gab es bereits eine Empfehlung vom Radelman welche ich nur weitergeben kann.

Es folgten zwei Tage, wie sie härter lange nicht gewesen sind.

Bei weit über 40° und Gärschrankklima kämpfte ich mich durch die Hügel zuerst zu den "Nuts Huts", einem kleinen, versteckten Paradies inmitten des Urwalds und einen Tag später durch die weiteren Landschaften Bohols nach Anda, dem Zielort.

Die Landschaft der Philippinen stellt man sich ja üblicherweise so vor:

Weißer Sandstrand, kristallklares Wasser, Palmen, Cocktails. Ja, Cocktails als Teil einer Landschaft!

Das mag stellenweise der Realität entsprechen, blendet dabei allerdings das Landesinnere vollständig aus. Hat darüber schonmal jemand nachgedacht? Wie sehen Inselparadiese abseits der Strände aus?

In etwa so:

Ansichten wie "Manmade Forest" (Feministinnen bitte nicht gleich loskeifen), Aufzuchtstationen für Makis und die "Schokoladenhügel" - natürlich nicht im Ansatz aus Schokolade, sollen aber je nach Jahreszeit in etwa so aussehen.

Im Allgemeinen überwiegt aber der Ausblick auf Reisfelder, denn das ist das, was die Filipinos tun: Reis anbauen.

Bauen sie kein Reis an, züchten sie Geflügel oder fischen. Oder lassen das Geflügel in Hahnenkämpfen aufeinander losgehen.

Und hier bin ich an dem Punkt an dem ich zu dem wurde, was ich niiiieeeemals sein wollte: Backpacker.

Über diese Art von Mensch könnte ich mich stundenlang auslassen, aber das hier ist nicht der richtige Ort dafür. Jedenfalls wurde ich einer, aber warum? Und woher der Zusammenhang zu Backpackern?

Der Zusammenhang ist ganz einfach: Backpacker sind Reisende, welche sich motorisiert von einem wunderschönen Ort zum Nächsten bringen lassen. Von Traumblase zu Traumblase während die Augen vor dem Dreck jedes Landes verschlossen werden. Anschließend kommen diese Leute nach Hause und sagen "das war voll awesome und sooo".

Will ich wirklich nicht sein, sowas. Aber was ist nun das Problem?

Der Hauptgrund ist das Gesamtgerüst aus Eindrücken von den Philippinen. Ich spare ja nie mit Informationen zu den Dingen und Erlebnissen, um die man nicht beneidet wird. Ich will versuchen es nicht schlimmer klingen zu lassen als es ist, versprechen kann ich nichts:

Die Bevölkerung ist arm. Wir reden von einem südostasiatischen Land; es ist entsprechend krass mitanzusehen, wie einzelne mit großen Geschäften reich sind, während der Rest mit geringen Löhnen an der Existenz gehalten wird. Das Essen beschränkt sich weitesgehend auf Reis, Geflügel und Fertigfutter. Man kann sagen, die Philippinen sind in Sachen Esskultur die USA Asiens, es wirklich krass, was man da (nicht) zu Essen bekommen kann. Natürlich gibt es gutes Essen - aber das muss erstmal gefunden werden.

Die Filipinos sind stark konservativ religiös. Allein dafür richten sich mir schon die Nackenhaare auf, aber natürlich müssen es auch noch Christen sein. Jene Gläubige, welche ihr Hab und Gut der Kirche hinwerfen (müssen? ich weiß es nicht) welche am Ende nichts zurück gibt. Zum ersten Mal seit Albanien bin ich von Kindern eingekreist und angebettelt worden. Von KINDERN! Gutes Englisch gehört vor Ort zur Selbstverständlichkeit, so konnte ich zumindest nachfragen, wieso man sich denn nicht von der heiligen Kirche Christi helfen lässt.

"Die Kirche gibt uns nichts".

Na, merkt ihr was?

Besagte Christen haben vor nicht allzu langer Zeit im Süden der Philippinen auf der Insel Mindanao eine Szenerie wie in Syrien eingerichtet. Die muslimische Minderheit wollte den islamischen Staat etablieren. Nun, da ich da weg bin, kann ich die Info ja rausgeben, ohne dass Zuhause kollektive Herzattacke um sich schlägt: ich war bis auf circa 200km am islamischen Staat. BAM! Kann man mal gemacht haben.

Der Aufschwung des Ganzen wurde durch beherzt-militärisches Eingreifen im Keim erstickt.

Google: Marawi. Dort sieht es ganz besonders nach religiös motiviertem Bürgerkrieg aus.

Auf einer anderen Insel (Palawan) werden immer wieder Touristen entführt um Lösegeld zu erpressen (steht das so in der Bibel?).

...

Genug der bösen Worte.

Entsprechend südostasiatischer Kultur fahren im Land Vehikel umher, dessen Abgase man in sein Gesicht klatschen spürt, solche Brocken sind da drin. Müll, wohin man sieht.

Es reicht.

Ich denke es ist deutlich erkennbar, wovon ich rede und es fällt sicherlich leicht zu sehen, dass ich mich nicht unbedingt dorthin zurück sehne. Doch was ist mit den Träumen die ich mit den Philippinen verbunden habe? Alle denken doch sofort an das Paradies wenn sie nur den Namen hören! Das kann doch keine Erfindung sein?

 

Ist es nicht. Das Paradies ist da und es will gefunden werden!

Ich habe es gefunden - mit starker Unterstützung vom Radelman, welcher mir davon erzählt hatte und bereits wieder dort war, als ich mehr tot als lebendig ankam.

Das "1peace Dive Resort", eine Traumblase in der Reisende sich in Backpacker-Manier dem Großteil des Landes verschließen und genießen können.

Strand, kristallklares Wasser, Palmen, Cocktails.

Geniales Essen aus der Küche der französischen Betreiber, Tauchen wie aus dem Märchenbuch und kühles Bier. Und natürlich Geckos, welche abends ihre Lücken in Felsen und Gebäuden verlassen um den Menschen die Mücken vom Leibe zu halten. Ihren Auftritt kündigen sie gerne mit den Rufen an, welchen sie ihren Namen verdanken. Ganz schön laut, die kleinen Racker, aber total niedlich und die besten Freunde des Tropenbereisenden!

Zusammen mit Tobi, anderen Touristen und Dhimo dem Lehrer war es mir endlich möglich dem Traum vom Tauchen Flossen zu verleihen und die Welt unter dem Meeresspiegel zu bewundern. Abtauchen auf die andere Seite des Spiegels, welcher die Schönheit des Landes von allem trennt, was man nicht sehen will.

Eine Cola 30 Meter unter dem Meeresspiegel :)

Die Zeit unter Wasser verdrängte sehr erfolgreich die düsteren Gedanken an das, was mich vor Ort bedrückte. Ich lebte in einer Traumblase - ich war ein Backpacker.

Verlassen habe ich diese Traumblase natürlich nur äußerst ungern. Und dann habe ich das gleich zwei mal gemacht!

Zum ersten, um einem weiteren Traum hinterher zu jagen.

Da war etwas GROßES, was ich suchte.

Einen Tag nahm ich mir, um auf die Insel Leyte überzusetzen und den Ort Padre Burgos zu erreichen. Hier sollte dieser Traum erfüllt werden.

Den nächsten Morgen versammelten sich alle, welche dieses gleiche Ziel verfolgten und mit einem Boot ging es einige Stunden raus in die Gegend, wo man SIE findet.

Wir bekamen Anweisung unsere Ausrüstung (lediglich Schnorchelkram, kein Tauchen!) anzulegen und abzuwarten.

Die Spotter in ihren wendigen Nussschalen gaben das Signal und wir alle sprangen vom fahrenden Boot in die blaue Tiefe um sie zu sehen.

Die größten Fische der Welt, die sanftesten Riesen des Planeten welche zu den größten Lebensformen der Erde zählen und dabei so harmlos sind wie frisch geschlüpfte Küken.

Walhaie.

Mir war bis dato unbekannt, dass man ohne zu frieren im Wasser Gänsehaut haben kann. Ein Wahnsinnserlebnis, welches ich mein Leben lang nicht vergessen werde. Traum erfüllt! :)

Stolz, dieses extra für diese Zeit des Jahres gesetzte Ziel erreicht zu haben, ging es fix zurück in die Traumblase, in der ich leider nur sehr kurz verweilen konnte. Die Zeit auf den Philippinen, welche ich mehr als zur Hälfte in der Traumblase verbrachte, neigte sich dem Ende und ich musste zurück nach Cebu. Dort würde mein Flug gehen und es mussten wieder Vorbereitungen am Fahrrad getroffen werden.

Hier traf ich auch wieder mit Tobi zusammen, welcher einen Tag nach meiner Ankunft im Bugoy Bikers seinen Flug auf das Festland antrat.

Genausoein links-grün versiffter Deutschland- und Amerikahasser wie ich, non stop über die damals aktuellen Geschehnisse in der deutschen "Regierungs"bildung herziehend köstlich amüsiert. Es waren gute Zeiten mit dem ersten Radreisenden, mit dem ich länger unterwegs war - auch wenn wir nur sehr wenige Kilometer in der Zeit gemacht haben :)

Leider trennten sich unsere Wege in völlig unterschiedliche Richtungen - aber sie werden sich sicherlich noch einmal überschneiden!

Dive Buddies for live, Bruh

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Wir sehen uns in Australien und gehen nochmal tauchen! Dann habe ich allerdings hoffentlich eine bessere Kamera dafür. :)

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