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Der Pagodenwald des Klosters ist der Friedhof der höchsten Mönche, welche im Lauf der Geschichte dort gelebt, trainiert und gelehrt haben

Die Übungsplätze der Schüler und Mönche sind genauso schlicht und modern wie die Kleidung, welche banale Trainingsanzüge üblicher Sportarten sind

Im Gegensatz zum Internat der Schüler, in dem ich selbst untergebracht war, ist das Kloster durchaus wunderschön und atmosphärisch, wenn auch nicht so spektakulär und außerweltlich, wie man sich soetwas als hollywoodgebildeter aus dem Westen vorstellt.

Besondere Erwähnung haben übrigens die Jüngsten der Akademie verdient: ich hatte kaum eine Chance.

Nein, nicht im Kampf! Deren Fähigkeiten habe ich nie einschätzen können, denn wirkliches Kampftraining stand in meiner Zeit dort nicht auf dem Plan. Nein, ich konnte mein Fahrrad nicht putzen! Als ich das gerade an die Senke geschoben und angefangen hatte, stand plötzlich eine Hand voll junger Schüler um mich herum und schrubbte mit Bürsten und eimerweise Wasser mein Rad blitzblank! Ich bereue immernoch nichtmal mein Handy dabei gehabt zu haben, aber:

"Von Kung Fu Schülern das Fahrrad putzen lassen" steht taufrisch auf der Liste der seltsamsten Erinnerungen des Lebens :)

Noch soeine Erinnerung ist mein erster Unfall auf dieser Reise. Kurz nachdem ich einen einheimischen Radler kennenlernte, mit dem ich dann unterwegs war, hatte ich einen heftigen Einschlag in einen Motorradfahrer. Der Idiot von einem Bauerntölpel kam aus einer durch Grünzeug uneinsehbaren Abzweigung der Landstraße, welche wir gerade entlang fuhren. Und wie die Chinesen es mit dem Straßenverkehr so halten: "Erst ich, dann alle anderen"

Anstatt anzuhalten und zu gucken, ob es frei ist und er gefahrlos herauskommen kann, zog er ungebremst heraus - direkt in meine Linie. Nahezu ungebremste Kollision seitlich in das Motorrad. Wäre ein LKW oder ein Auto an meiner Stelle gewesen, wäre dieser Mann nun tot.

Auf mein Gebrüll bezüglich seines niedrigen Intellekts und das er gefälligst anhalten und gucken soll, bevor er raus kommt reagierte er, wie man es von sojemandem erwartet: eifriges Kopfnicken bei gleichzeitigem Lachen mit breit zur Schau gestellten, unsäglich vergammelten Kauwerkzeugen.

"Jajajajajajajajajajajaja"

Ich hätte diesen Primaten am liebsten von seiner Maschine getreten und dabei den kläglichen Rest seiner schwarzen Zähne entfernt, aber alleine schon aus Angst vor einer passiven Bissverletzung wäre das unklug gewesen.

Das Ding mit der Mundhygiene ist hier übrigens Volkskrankheit. Autos, Elektromobilität, Segways, riesige LED Bildschirme in den Metropolen bestehend aus Wolkenkratzern...China hat viel erlangt, Mundhygiene und Kieferorthopädie zählen allerdings nicht dazu. Ein Phänomen, welches man vom Bauern bis hin zur netten Dame hinter dem Schalter in der Bank beobachten kann.

 

Mein einheimischer Begleiter wollte schon die Polizei rufen. Da aber weder mir noch meinem Rad etwas passiert ist, war dies nicht nötig. Was hätte es auch gebracht? Zeit gekostet hätte das, und so wie ich das einschätze, fährt sowieso jeder ohne jemals soetwas wie eine Fahrerlaubnis erlangt zu haben, herum. Sojemanden effektiv und buchstäblich aus dem Verkehr ziehen funktioniert hier wohl sowieso nicht, wenn man von Freiheitsstrafe absieht.

Übrigens: das Motorrad braucht eine neue Blinkeranlage. Mein Widder hat die Technik etwas auf die Hörner genommen und den linken Blinker zerstört.

Deutsches Fahrrad vs. Chinesisches Motorrad

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Chinesen und Verhalten im Straßenverkehr. Da gibt es EINIGES zu sagen!

Nun...ich bilde mir nicht ein, die Straßenverkehrsordnung in China zu kennen. Es ist zumindest deutlich, dass es nicht viel anders ist als bei uns; vielleicht ein paar Unterschiede in der Vorfahrtregelung, wo es nicht durch Schilder eindeutig geregelt ist. Was jedoch weltweit Gültigkeit haben sollte ist der Grundsatz des gesunden Menschenverstandes. Ich muss anmerken: der Verkehrschinese ist soetwas wie ein anderer Mensch. Eine neue Spezies, welche sich mit der Modernisierung Chinas entwickelt hat. Nahezu jeder hier trägt es in sich und es tritt zutage, sobald ein Fahrzeug bestiegen wird. Eine Unterart sticht besonders hervor. Sie fährt das hier:

Ich nenne es "Darwin-Mobil", benannt nach Charles Darwin, demjenigen, der die Evolutionstheorie basierend auf dem Gesetz des Überlebens des Stärkeren aufgestellt hat.

Angetrieben werden müssen diese Dinger vom gesunden Menschenverstand des Fahrers, denn sie tun praktisch NICHTS für ihr eigenen Überleben im Straßenverkehr.

Dass hier niemand mit Licht fährt (auch bei Nacht!) wundert schon lange nicht mehr. Aber mit grundlegenden Sicherheitsmaßnahmen wie dem Schulterblick bin ich hier grad wohl ziemlich alleine. Ohne Witz, je kleiner das Gefährt des Chinesen umso unsterblicher scheint er sich zu halten und die Fahrer oben gezeigter Konstruktion sind besonders krass. Da ist es auch egal, ob man den Nachwuchs hinten drin hat - schauen ob alles frei ist oder Respekt vor der roten Ampel auf der vielbefahrenen Straße sind prinzipiell nicht zu beobachten. Da das praktisch jeder so handhabt ist das Unglück vorprogrammiert. Daher auch der Name des Gefährts, welcher im Zusammenhang mit dem Darwin-Award, einer Auszeichnung für Leute, die sich mit basierend auf ihrer Dummheit fehlgeschlagenen Aktionen selbst umgebracht haben. Schwarzer Humor, ich weiß - aber ohne diesen kommt man nicht durch die Straßen dieses Landes ohne bekloppt zu werden.

Ich persönlich wundere mich schon nicht mehr, wenn ich mal wieder an den Einzelteilen eines Darwin-Mobils vorbei komme, dessen Insassen mehr oder weniger bei Bewusstsein in den Scherben liegen, während der Fahrer des schwereren Modells sich gerade um die Schäden an seinem "Fahrzeug" kümmert.

Angesichts dessen, was ich bisher beobachten konnte ist es umso erschreckender, dass die Polizei sich einen feuchten Kehricht dafür interessiert, wenn jemand vor deren Augen ganz offensichtlich etwas falsch macht und JA, rote Ampeln zu überfahren ist auch in China verboten! Ab und zu haben die Vehikel hier Seitenspiegel. Genutzt werden sie aus Prinzip nicht. Wozu auch? "Die anderen werden schon passend reagieren."

Nun gut...zurück zu den schönen Seiten des Landes. Dazu musste ich einen großen Sprung machen - mit dem Zug!

Schon wieder Zugfahrerei? Nun, das Land ist groß...mein ursprünglicher Plan für China bestand aus 45 Zielen zum Bereisen. Da dies nach vorsichtigen Rechnungen ein halbes Jahr gedauert hätte anstatt meiner maximalen 90 Tage, musste der Rotstift angesetzt werden: von 45 Zielen runter auf 16! Diese liegen mehr oder weniger zufällig in Anhäufungen verteilt über das ganze Land. Das bedeutet also, dass ich eine Weile durch eine Gegend radle, einige Ziele abgrase und dann mit dem Zug hunderte bis mehr als tausend Kilometer mit dem Zug zur nächsten Ansammlung von besonderen Schönheiten springe. So kann ich viel mitnehmen, ohne allzuviel Zug zu fahren. Soein Sprung erfolgte von Zhengzhou nach Beijing, der chinesischen Hauptstadt:

Die Wolkenkratzer der Stadt müssen ja nicht extra gezeigt werden, also konzentriere ich mich hier mal auf die offensichtlichen Highlights. Die verbotene Stadt war ein Erlebnis für sich. Zunächst einmal war es erstaunlich schwer, dort hin zu kommen. Einfach mit dem Fahrrad irgendwo hin fahren geht in Beijing nicht. Der Verkehr ist durch Zäune komplett abgeriegelt, es gibt nur wenig Möglichkeiten, die Straßenseite zu wechseln, wenn man nicht zu Fuß unterwegs ist. Sein Fahrrad irgendwo abstellen ist auch einfacher gesagt als getan: es gibt praktisch keine Fahrradständer in China, obwohl die Städte voll mit Leihfahrrädern sind, welche die Leute sich per App ausleihen. Vor dem großen Platz, den man von Fotos von dem Eingang zur verbotenen Stadt kennt liegt auch noch der Tian'anmen Platz, welcher weltbekannt dafür ist, dass hier bei einer Studentendemonstration viele Menschen erschossen wurden. Der Platz ist weiträumig abgeriegelt und der Zustrom von Besuchern wird streng geregelt. Das beißt sich leider etwas mit dem Weg zur verbotenen Stadt, weswegen es etwas war, als würde man ein Labyrinth überblicken und sein Ziel sehen, aber den Weg nicht finden. Endlich angekommen, kann aber der Kampf gegen die Regenschirme, mit denen die Chinesen liebend gerne die Köpfe ihrer Mitmenschen treffen, beginnen. Diese Regenschirme dienen meistens übrigens als Sonnenschirme. Nicht nur zarte Madamechen, sondern auch gestandene Kerle verstecken sich maskulin unter den mit Blumenmustern verzierten Schirmen vor der Sonne.

So ganz nachvollziehen konnte ich das bisher nur in Kashgar und den Tagen vor Beijing. So weit im Süden war der Sommer noch mit aller Macht am Wüten und ich konnte mehr als deutlich spüren, wie viel frischer und angenehmer es einige Hundert Kilometer weiter im Norden war. Da war auch die Sonne nicht schlimm. Wie zuvor schon bei bekannten touristischen Zielen, hat sich hier der Nachteil meiner Fernostplanung herauskristallisiert. Meine Zeitplanung für Fernost ist an den Monsun in Südostasien angepasst: wenn ich China nach Süden verlasse, soll der Wintermonsun Einzug gehalten haben, wodurch es deutlich kühler und weniger feucht sein soll als im Sommermonsun. Der Nachteil: mein Aufenthalt in China läuft zu einem großen Teil zur chinesischen Hauptreisezeit.

Als ich noch in Kirgisistan war, dachte ich daran zurück, was mir Jesus und Allah für fiese Prüfungen in Europa und der Wüste auferlegt haben und freute mich darauf, in von Buddha regierte Länder zu kommen. Buddha und ich sind Bros. Er sorgt schon dafür, dass in China alles gut ist. Hatte ja keine Ahnung, dass er auch Urlaub machen würde...

Um die verbotene Stadt will ich keinen großen Hehl machen: es ist cool, sie gesehen zu haben. Das war's aber auch. Im Prinzip sieht man überall die gleichen roten Mauern mit dem gleichen goldgelben Dach. Hier und da ein paar nette Kleinigkeiten im Inneren der Räume, die nocheinmal extra Tickets benötigen und der Himmelsaltar. Ist wie die Terrakotta-Armee: ich kann sagen "Hey, ich war da!" erwähne aber im gleichen Atemzug, dort nicht nochmal hin zu müssen.

Ungleich schöner, ruhiger und atmosphärischer: der Park gleich um die Ecke. In China ist es nicht unüblich, dass ein städtischer Park eingemauert wird. Dann werden schöne Gebäude eingesetzt, am Eingang ein Schild mit "Scenic area" aufgehangen und für den Park Eintritt verlangt. Hundsmiese Praxis, aber ab und zu das Geld wert, wie man sieht:

Manche dieser Parks sind mit einigen Lautsprechern ausgestattet, welche ruhige, chinesische Musik abspielen und die Atmosphäre untermalen

Der Klassiker bei einem Besuch Beijings ist wohl eine Wanderung auf der großen chinesischen Mauer, bzw. den restaurierten Einzelteilen!

Zu meinem großen Glück bezog ich ein Hostel, welches Mauertouren zu einsamen Abschnitten anbietet. Die Tour mit den vielleicht 20 Männchen im Bus ging zu dem Mauerabschnitt nur wenige Kilometer entfernt vom völlig überrannten Badaling, wo man außer Menschen und Regenschirmen nichts sehen kann. Wir allerdings waren nahezu allein auf der Mauer, die dort nicht minder schön ist:

Die oberste Pflicht als Beijing bereisender Gourmet: Pekingente! Ein Bild von dem armen Tier habe ich natürlich nicht, aber was besseres hab ich:

Gegessen wurde besagtes Gericht im "Rufus", einem wohl sehr für seine Enten bekanntem Restaurant, in dem viele Prominente logieren - darunter auch Jet Li, auch wenn es offensichtlich ein paar Tage her ist :)

Viel mehr war in Beijing auch schon nicht los. Anzumerken bleibt allerdings, dass die Stadt erstaunlich offen und sauber ist! Jedes Jahr bekommt man im Dezember die Schockbilder vom smogverseuchten Beijing, in dem man ohne Sauerstoffflasche nicht unterwegs sein sollte. Auch in dieser Hinsicht wurden meine Erwartungen nicht im Ansatz erfüllt; der extrem hohe Anteil an elektrisch angetriebenen Fahrzeugen hält die Luft sauber - zumindest, solang bedingt durch die Jahreszeit der Wind günstig steht. Im Dezember scheint es ja wieder ganz anders auszusehen.

Der Plan sah vor, von Beijing bis nach Shanghai zu fahren. Und so startete ich die große Strecke zwischen diesen weltbekannten Megametropolen mit der Aussicht, durch schöne Provinzen zu rollen und dazu noch ähnlich problemlos wie bisher. Im Nachhinein kann ich drüber grinsen, aber was ich gleich an dem Tag, als ich Beijing verließ erleben musste, hat mich an jenem Tag fertig gemacht!

Es regnete in Strömen, sodass der Tag gleich morgens schon förmlich danach schrie, ihn lieber im Hostel zu verbringen. Hätte ich es mal gemacht...denn mitten in jenem Regen hatte ich doch tatsächlich meinen ersten Plattfuß!

Nichteinmal 5000km mit den guten Marathon Deluxe und schon einen platten Reifen. Etwas enttäuschend, aber Pech gehört zur Reise dazu.

"Kein Problem!" sagt sich der technisch gebildete Fahrradfahrer, der noch nie in seinem Leben einen Reifen geflickt hat und will an's Werk - um festzustellen, dass die Luftpumpe kaputt ist. ERNSTHAFT?! Monate lang pumpe ich damit alle paar Tage etwas Luft nach um den Druck nicht zu sehr fallen zu lassen und genau an soeinem Tag ist das Ding im Arsch?!

Den Schlauch zu flicken wäre kein Thema, diesen dann aber aufzupumpen unmöglich. Glücklicherweise kam ich geradeerst an einem Ort vorbei, wo man mir mit einer Handpumpe behilflich sein konnte.

Bei der Gelegenheit flog auch gleich der durchlöcherte Schlauch vond er Felge, denn das war noch einer von jenen, der diese bescheuerten, französischen Rennradventile hat. Filigrane Scheiße, die auf den Felgen meines Reiserads keinen Platz mehr hat!

Die Menschen, die mir in dieser blöden Situation geholfen haben wohnten irgendwie in der Pförtnerbude zu einem Betriebsgelände oder ähnlichem. Nachdem mein Problem gelöst war, war es unmöglich zu gehen, ohne vorher ein Geschenk anzunehmen: kleine gefüllte Teiglinge :) Sehr lecker!

Genau genommen waren es zwei Geschenke: während ich fröhlich, wenn auch unangenehm berührt mampfte, führte mir der Kurze der Familie (vielleicht 5 Jahre alt, eher jünger) seine Fähigkeiten in Kung Fu vor!

Um die Schrecken dieses Tages kurz zu halten: keine 40km später war der neue Schlauch des selben Rads wieder platt. Immernoch in strömendem Regen, immernoch ohne funktionierende Handpumpe. Diesmal weit weg von einem Ort. Da half nur eines: Daumen raus und verzweifelt gucken :(

Mein diesmaliger Retter war ein älterer Herr, dessen Name vollkommen unverständlich klang, weswegen ich nichteinmal sagen kann, wie er heißt. Er hatte ebenso wie ich Tianjin als Ziel. Auf dem Weg dort hin hielten wir durch die Fenster seines großen Transporters, welcher mein Rad hinten geladen hatte Ausschau nach einer Möglichkeit, mein Problem erneut zu lösen. Dies erledigte dann jemand, der in seiner Werkstatt Elektroroller repariert. Dieser tat etwas, wofür ich mir reflexartig vor die Stirn schlagen musste: er suchte im Mantel nach dem Grund für den Plattfuß. Anfängerfehler Nummer 1 im Bezug auf das Flicken platter Reifen: "nicht vergessen, nach dem Störkörper zu suchen! Sonst ist der geflickte Reifen gleich wieder platt!"

...

Lektion gelernt :)

Ulkig nur, dass nichts zu finden war. Noch ulkiger, dass der Herr nichts von mir haben wollte!

Genauso wie der freundliche Herr, welcher mich durch den strömenden Regen noch bis weit nach Tianjin hinein gebracht hat. Als wir wo ankamen, wo er dann nach seiner Telefonaktivität zu urteilen auf jemanden zu warten schien, wollte er scheinbar kaum meinen Dank haben. So ganz werde ich aus den Leuten in diesem Land nicht schlau.

Aber dieser Tag hat mir gezeigt, dass der wie sonst übliche Gedanke, dass die Menschen jedes Landes extrem unterschiedlich sein können auch auf China zutrifft. Nach Wochen umgeben von Barbaren kommen eben doch immer wieder die Helden zum Vorschein, welche den Blick auf Land und Leute maßgeblich zum Besseren wenden!

Die Menschen, die offenkundig versuchen die negativen Eindrücke aktiv zu beseitigen haben hier in China eine ganz eigene Art, dies zu bewerkstelligen. Dermaßen eigenartig, dass ich selbst beim Schreiben dieser Worte von Ohr zu Ohr grinsen muss.

Essen. Davon muss man viel und in China schmeckt es besonders gut! Dabei gibt es allerdings oft das Problem, dass man nicht kommunizieren kann. Da bleibt mir meist nicht viel mehr als in eine Fressbude zu gehen und einfach mal in's Blaue hinein die Wörter für "Reis" oder "Nudeln"/"Nudelsuppe"zu sagen. Und das ist der Punkt, an dem die Chinesen mich wieder und wieder mit zwei alternativen Handlungen platt machen, wenn sie meinen Wunsch nicht erfüllen können.

Erstens: sie bieten mir etwas anderes an und laden mich darauf ein

Zweitens: sie bringen mich zur Konkurrenz, die Reis und / oder Nudeln anbietet und laden mich dort ein

 

?!

Ich bin's ja längst gewohnt, hier soetwas wie ein C-Promi zu sein. "Dauernd" kommt jemand zu mir und will ein Selfie mit mir, wer es auf englisch ausdrücken kann sagt mir ich wäre "handsome" und gibt mir als Dank für ein Bild noch ein Getränk in die Hand, aber dass mich der Chef eines Restaurants bei der Konkurrenz zum Essen einlädt ist ein Hammer, wie ich ihn bisher nicht erlebt hab. Kann dann auch von der Liste gestrichen werden.

Bezüglich des Essens...es ist erstaunlich schwierig zu bekommen, was man sucht, wenn man kein chinesisch kann! Fressbuden und Restaurants gibt es praktisch ÜBERALL - aber wenn diese keine Bilder ihres Angebots draußen hängen haben, ist es manchmal schon schwer, die Buden zu erkennen. Und ohne solche Bilder ist es natürlich noch schwerer zu sehen, was überhaupt angeboten wird. Im Gegensatz zu europäischen Straßenküchen entsprechen die Bilder, die die Kundschaft anlocken in China der Realität! Während der Döner auf dem Bild vor dem türkischen Restaurant nach dem Himmel auf Erden aussieht und auf dem Teller den Eindruck macht, als würde der Koch seine Kündigung provozieren wollen, bekommt man in China exakt das, was auf den Bildern zu sehen ist.

Sonst bleibt nur einfach mal ein paar Wörter die man gelernt hat rauszuhauen. Selbst dann gestaltet sich das aber kompliziert! Zum Beispiel "Nudelsuppe". Man kann in eine Straßenküche, welche offensichtlich(!) auf Nudelsuppen unterschiedlicher Art spezialisiert ist gehen und mit dem Wort für "Nudelsuppe" vollkommen erfolglos bleiben.

Warum?

Weil das Wort für "Nudelsuppe" genau EINE bestimmte Nudelsuppe beschreibt, nach einem ganz bestimmten Rezept. Wenn diese Küche diese Suppe nicht anbietet kommt keiner auf die Idee dem offensichtlich ahnungs- und anspruchslosen Tourie irgendeine verdammte Nudelsuppe zu geben. Das gleiche gilt für Gerichte rund um gebratene Nudeln und Reis.

Meistens läuft es so ab, dass man mich in die Küche winkt (wo ich Sachen sehe, die sich die Produzenten der Saw-Reihe in den kühnsten Träumen nicht ausmalen konnten) und ich einfach auf alles zeigen soll, was ich auf dem Teller haben will.

Tianjin also. Unerwartet groß, unerwartet "metropolisch". Wolkenkratzer wohin man sieht und in eben einem solchen war sogar mein Hostel buchstäblich versteckt.

Was diese Stadt besonders interessant macht ist das europäische Viertel! Eine große Gegend innerhalb der Stadt sticht mit einer Architektur, wie man sie in französischen und italienischen Altstädten findet, hervor. Dazu gehörte auch großes Rondell aus europäischen Restaurants, in denen man für umgerechnet schlappe 20€ eine lächerlich kleine Pizza bekommen konnte, wenn man denn wollte. Ich wollte nicht, meine Suche galt einem deutschem Restaurant oder etwas, was dem nahe käme....erfolglos. Zu gerne hätte ich die Restaurantbetreiber der seltenen Gelegenheit eines Qualitätschecks unterzogen - und selbst mal wieder etwas aus der Heimat probiert.

Hätte ja nicht gedacht, dass ich mich mal so sehr nach Bratkartoffeln mit Spiegelei verzehren würde...nunja, das war eine kurze Phase, welche längst vergangen ist. :)

Übrigens gibt es hier erstaunlich viel deutsches Bier! Vor allem Weißbier scheint es den Chinesen angetan zu haben. Aber auch Dunkelbier gibt es aus deutscher Brauerei zu genießen.

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